Hanji

Was ist Hanji?

Hanji (sprich „Han dschi“) bedeutet wörtlich „Koreanisches Papier“. Es bezeichnet das aus der Borke des Maulbeerbaums traditionell hergestellte Papier. Das Verfahren ist oder war in mehreren Ländern Ostasiens verbreitet. Da die Maulbeerbäume auf der koreanischen Halbinsel sich von denen der Nachbarländer unterscheiden, hat auch das geschöpfte Papier andere Eigenschaften. Es ist deutlich feiner und langlebiger, und wird heute sogar – trotz des hohen Preises - für den Künstlerbedarf ins Ursprungsland China exportiert.

Wie alles begann

Im Jahre 372 nach Christus wurde Papier in Korea nachweislich eingeführt. Die Herstellungstechnik kam aus China mit der Verbreitung des Buddhismus ins Land. Die ältesten heute noch gut erhaltenen Dokumente aus Papier stammen aus einem Tempel des Shilla Königreichs und sind auf das Jahr 751 oder früher zu datieren.

Hanji ist anders

Was unterscheidet Hanji vom heutigen industriell gefertigten Papier?

  1. Modernes Papier ist „sauer“ – es hält mit seinem ph-Wert von unter 4.0 nur etwa 50 bis 100 Jahre, bevor es vergilbt und schließlich zerfällt. Hanji dagegen ist alkalisch - mit seinem ph-Wert von mindestens 7.0 bleibt es über die Jahrhunderte stabil und wird sogar fortschreitend geschmeidiger in seiner Textur.
  2. Hanji ist bei gleicher Stärke um ein Vielfaches luft- und lichtdurchlässiger als industrielles Papier. Daher nutzte man es bis in 20. Jahrhundert hinein für Fenster und Zimmertüren. Das war gute Praxis keinswegs aus Mangel an alternativen Materialien: Hanji lässt nicht nur die Sonne ins Haus und sorgt für eine gute Luft- und Feuchtigkeitszirkulation. Es wirkt auch wärmeisolierend im koreanischen Klima der Extreme. Kühlend im schwülheißen Hochsommer und wärmend in den bitterkalten, trockenen Wintermonaten.
  3. Hanji ist leicht und formbar, zugleich aber stabil und zäh. Das heißt, man kann es in jeder denkbaren Weise flexibel bearbeiten - drehen, zwirnen, falten, zerdrücken etc. Damit ist es für verschiedene Kunstformen geeignet: Für Malerei, Plastik, Kalligraphie, sowie für das Design von Möbeln und anderen Einrichtungsgegenständen.

Das Besondere an Produkten aus Hanji

Bedingt durch die Materialeigenschaften haben auch Alltagsprodukte aus Hanji einige Besonderheiten, die sich in Kombination vorteilhaft gegenüber konventionellen Materialien erweisen. Sie sind

Funktional
Es gibt fast nichts, was man nicht aus Hanji machen kann, oder zumindest damit effektvoll verkleiden kann. In Festigkeit und Tragfähigkeit können sie mit anderen Produkten gut mithalten. Grenzen sind höchstens dort gesetzt, wo Brandrisiko besteht oder das Objekt zu sehr Wasser ausgesetzt sein könnte. Dokumente, Bücher, Bilder, kleine religiöse Skulpturen, vor allem aber Fenster und Türen waren die ersten Anwendungen in Korea. Schalen, Schüsseln, und Schachteln kamen hinzu. Heute dominieren im Einrichtungsbereich Schränke, Kommoden, Stühle, Abstelltische, Sekretäre, Schreibtische, Teetische, Spiegelrahmen, Wanduhren und - dank Elektrik – brandsichere Lampen. Sogar Kirchenaltare und Verkleidungen für PC-Monitore gehören zum gängigen Produktportfolio.
Dekorativ
Es gibt fast keine Grenzen bei der Gestaltung eines Hanji-Produkts. Die Designmöglichkeiten sind nahezu unendlich, was Formen, Farben und Texturen angeht. Das kommt nicht nur der Funktionalität zu Gute, sondern vor allem der künstlerischen Note und dekorativen Qualität. Diese Einschätzung wird zumindest von vielen Kunden und Betrachtern so geteilt.
Individuell
Grundsätzlich sind Hanji-Produkte Unikate. Selbst mit Absicht wird man kaum eine exakt gleiche Kopien eines Stückes erstellen können. Umgekehrt bedeutet das: Auftragsarbeiten lassen sich leicht maßschneidern, sei es als Variante von einer Vorlage mit gewünschten Merkmalen oder als komplette Neuschöpfung.
Flexibel
Hanji-Produkte sind nicht nur flexibel im Design, sondern auch über die Zeit gesehen. Man kann ein einmal gefertigtes Stück später auf Wunsch in Farbe, Form oder Textur ändern lassen. Sollte einmal etwas beschädigt sind, sind Reparaturen - anders als bei Holz und Glas etwa - leicht möglich, ohne dass man danach etwas bemerkt.